The Palm Chicago, August/September 2021

The Palm, 323 East Wacker Drive, Zugang über Swissotel

Auf unserer Reise in Chicago mussten wir natürlich auch ein Steakhouse besuchen. Unsere Wahl (gefunden durch die Open Table App) fiel aus räumlicher Nähe auf das Palm, zu dem wir nur ca. fünf Minuten zu Fuß hatten. Das Restaurant hat eine lange Tradition und bietet italienische Küche mit amerikanischen Steaks und Seafood. Neben der Auswahl offener Weine gibt es auch eine separate Angebotskarte mit ganzen Weinflaschen. Die Preise sind (wie üblich) ohne Steuern angegeben.

Es gibt Plätze an der Bar (ich weiß aber nicht, ob man dort auch Essen serviert bekommt), normale Tische und kleine Abteile (für 2-3 Personen). Wir saßen beide Male in einem Abteil - was ich auch auf jeden Fall gemütlicher finde :) Als Handtaschenträger hat man zumindest einen sauberen Platz, wo man diese abstellen kann. Ich weiß nicht, warum das Konzept der Taschenhaken in der westlichen Welt unbekannt zu sein scheint - in Japan und Korea findet man diese nützlichen Haken fast überall...

Vorab wird Brot mit Butter gereicht. Wir wurden aber davor gefragt, ob wir überhaupt Kohlenhydrate essen möchten. Vor der Bestellung wird hier auch abgefragt, ob etwaige Nahrungsunverträglichkeiten bestehen. Das gibt es bei uns mittlerweile in den höherpreisigen Lokalen auch, aber hier scheint es eher Standard zu sein. Man kann auch eine große Anzahl von Restaurants finden, die glutenfreies Essen anbieten - unabhängig von deren Preisstruktur.

Als Vorspeisen hatten wir uns Beeftartar und Austern bestellt. Das Tartar ist aus dem Center-Cut und schmeckte hervorragend. Schön finde ich, dass Salatblätter dazu gereicht werden. Die Austern waren ebenfalls sehr gut. Zu den Dips kann ich aber nicht viel sagen, da ich Austern eigentlich immer nur mit Zitrone esse :)

Rindertartar als Palmen geformt 
Austern mit verschiedenen Dips und Zitrone

Die Linguine gab es dann als Hauptspeise. Zuvor wurde ich gefragt, ob ich scharf essen kann/will. Da ich da etwas empfindlich bin, habe ich das Gericht mit leichter Schärfe bestellt. Etwas Chilischärfe war dennoch dabei und für mich genau im richtigen Maße. Schön finde ich, dass extra Parmesan und Chili dazugereicht wird - das konnten wir schon in Costa Rica beobachten, welches vermutlich durch den amerikanischen Tourismus beeinflusst wurde. Und was ich ebenfalls richtig gerne mag, ist, dass eine extra Schale für die Muschelschalen dazugestellt wurde. Das muss ich in Deutschland grundsätzlich anfragen.

Linguine mit Muscheln

Die Gnocchi mit Bolognesesauce waren schön bissfest. Die Sauce hat wunderbar geschmeckt und die Tomaten waren äußerst fruchtig. Vom Geschmack hat es uns an selbst angepflanzte und eingekochte Tomaten erinnert. Den Rest haben wir uns einpacken lassen und mitgenommen :)

Generell wird man bei allem gefragt, ob man die Reste mit nach Hause nehmen möchte. In Deutschland ist das in gehobenen Restaurants eher unüblich oder sogar verpönt. Hier dagegen wird mit Plastik nicht gespart, aber dafür wird das Essen nicht so grenzenlos weggeworfen wie bei uns in Deutschland.

Gnocchi Bolognese

Beim zweiten Mal hatte ich das Filetsteak. Da wir beim ersten Mal die Steakgrößen gesehen haben und uns (heute noch) fragen, wie man die denn essen können soll, habe ich die kleinste Größe genommen. Das Steak war sehr zart und sehr dick. Als Gargrad hatte ich medium rare angegeben (weiß der Teufel warum, da ich eigentlich am liebsten den Gargrad english oder sogar bleu mag). Es war dann leider weniger rare als medium. Aber absolut noch im Rahmen, sodass ich nichts bemängeln konnte, außer vielleicht meine eigene Dummheit... :) Dazu hatte ich die Lobster-Truffle-Butter, in der kleine Hummerstücke waren. Der Geschmack des Steaks mit der Soße war supergut! Kräuterbutter, wie es bei uns üblicherweise angeboten wird, konnte ich nicht auf der Karte finden. Die Größe war für mich perfekt, sodass ich auch noch ein wenig Platz für ein Dessert hatte.

Center-Cut Filet (9 oz)

Die Wahl fiel auf den Karottenkuchen. In den ersten Tagen hier in Chicago hatte ich mir verschiedene Kuchen liefern lassen und musste feststellen, dass diese wesentlich süßer als in Deutschland sind. Von daher war ich gespannt auf das Dessert, hatte aber auch Bedenken, ob mir der Nachtisch zu zuckrig sein wird. Aus dem Grund fiel Chocolate- und Cheesecake aus, da ich befürchtete, dass das Frosting zu heftig ausfallen könnte. Mit dem Karottenkuchen war ich letztendlich sehr glücklich, die Glasur war nicht zu süß und der Teig hatte nur eine leichte Süße.

Als Getränke hatten wir Leitungswasser, welches immer perfekt nachgeschenkt wurde. Inzwischen komme ich sogar mit dem (sehr) leichten Chlorgeschmack klar. Dazu hatten wir Wein und Cocktails. Ich glaube, ich habe hier den teuersten Cocktail meines bisherigen Lebens getrunken (The Single Best Old Fashioned $ 28). Auf der Karte stehen eigentlich nur high alcoholic Signature Classic Cocktails. Ich hatte The Palm Mule, Palm Old Fashioned, The Single Old Fashioned und einen Negroni. Alle waren sehr gut gemixt und haben super geschmeckt. Eigentlich gab es bei den Cocktails für mich keine große Überraschung, da ich eine hohe Erwartungshaltung aufgrund des Gesamteindrucks hatte. Insofern kann ich eigentlich nur dazu sagen, dass ich in keinster Weise enttäuscht wurde. Vielleicht hätte ich mir den teureren Old Fashioned sparen können, da ich keinen großen Unterschied gemerkt hatte. Das lag aber sicher daran, dass ich den anderen Old Fashioned am ersten Abend hatte und den Single Best Old Fashioned am zweiten :) Wenn man vielleicht das Haar in der Suppe sucht: die frische Minze beim Palm Mule hatte dunkle Eisflecken. Das macht geschmacklich aber gar nichts, und jeder, der sich im Sommer frische Minze mit Eiswürfeln in die Wasserkaraffe steckt, kennt das. Ist also nur ein optischer Mangel :) Mein Mann neben Wein den Sin City Too. Dieser war säuerlich frisch und hat uns ebenfalls sehr gut geschmeckt.

Negroni
The Single Best Old Fashioned
Sin City Too

Der Service ist außerordentlich gut gewesen. Immer freundlich und aufmerksam, aber dabei unaufdringlich. Die Wassergläser wurden nie leer und bei unserem ersten Besuch wurde uns kurz die Geschichte des Lokals erzählt. Obwohl es ein hochfrequentiertes Restaurant ist, wurden wir beim zweiten Mal gleich erkannt. Es gibt einen zuständigen Oberkellner, der die Bestellungen aufnimmt und alles regelt. Dieser stellt sich auch zu Beginn kurz persönlich vor - für Deutsche eher ungewohnt. Dazu gibt es Servicekräfte, die Wasser nachschenken, Teller bringen und abräumen. Hier konnte man immer jeden ansprechen. Bei Verständnisschwierigkeiten wurde zur Sicherheit aber der hierarchisch höherstehende Kellner dazugerufen.

Im Unterschied zu Deutschland sind hier höhere Trinkgelder üblich. Je nach Zufriedenheit sind 20-25 % des Nettopreises normal. Bei uns wird das Trinkgeld zwar prozentual nach dem Bruttopreis berechnet und sollte dann eigentlich 10 % betragen, jedoch ist es (meiner Beobachtung nach) übliche Praxis der Gäste, gerne nach unten abzurunden. Ich bin da mittlererweile echt zwiegespalten, da ich einerseits den Service in Europa regelmäßig schlechter einordnen würde als in Asien und inzwischen auch Amerika, andererseits aber auch schon mehrfach bei tadellosem Service eine Trinkgeldkürzung beobachten musste. Das kann auf jeden Fall kein Anreiz sein, dass sich bei uns der Service verbessert! Hier in Chicago findet man teilweise eine Trinkgeldempfehlung direkt auf der Rechnung. Ich habe aber auch schon Hinweise bei der Reservierung in der Open Table App gesehen, dass das Restaurant 20 (oder auch mehr) Prozent Service Fee berechnet. Und dass sie 30 Prozent berechnen werden, sollte man sich später darüber beschweren :)