Prism, Berlin, Juli 2022

Prism, Fritschestr. 48, 10627 Berlin

An unserem letzten Abend in Berlin waren wir mit meiner Tante im Prism. Das Restaurant bietet israelische Küche und der Koch ist mit einem Stern ausgezeichnet worden. Das Restaurant ist sehr klein, gemütlich und stilvoll mit dezenter Beleuchtung eingerichtet. Da ich die Erfahrungen mit israelischer und damit verwandter Landesküche an einer Hand abzählen kann, war ich sehr gespannt, wie das Menü aussehen würde. Zudem ist die Gastgeberin eine ausgezeichnete Sommelière. Die auf das Menü abgestimmten Weine wollte ich also ebenfalls probieren. Da mir eine mehrgängige Begleitung meistens zuviel ist und ich vom Umzug ganz kaputt war, war ich froh, dass mein Mann diese bestellt hatte. Wie so oft, habe ich dann bei einem besonders guten Pairing mir ein extra Glas dazubestellt :)

Brotgang

Der Brotgang kam schlicht daher und hat bei mir keine besondere Erinnerung hinterlassen. Dann jedoch folgten mehrere Amuse Gueule, die große Erwartungen geweckt haben. Ganz nach meinem Geschmack wurden viel mit rohem Fisch und Kaviar viele kleine Leckereien zubereitet. Wie auf diesem Niveau üblich, konnte man eine Kombination aus vielfältigen Geschmacksnoten in weich, fest und knusprig genießen. Mein Favorit war vielleicht das Kamelfleischtatar mit Wachtelei (2. Bild).

Gruß aus der Küche 1
Gruß aus der Küche 2
Gruß aus der Küche 3

Die folgenden Gänge waren für mich viel Neues mit teilweise bereits aus der asiatischen Küche bekannten Zutaten. Der erste Gang war vegetarisch und ein gelungener Auftakt. Jameed, dessen Hauptzutat Joghurt (Laban) ist, war mir bis dahin unbekannt. Die nächsten Gänge, Hummer und weißer Zackenbarsch, waren ebenfalls toll im Zusammenspiel der einzelnen Zutaten. Ich freue mich eigentlich immer, wenn ich bereits bekannte Zutaten neu und kreativ zusammengestellt essen darf.

levantinisches grünes Gemüse; Jameed, schwarze Yuzu
libanesischer Hummer; Akhoub, Dashi
White Grouper; unreife Trauben, XO Sauce

Auf die Taube war ich sehr gespannt, da ich davor erst einmal Taube gegessen hatte und dieses Fleisch aus meiner Erinnerung das für mich bisher bestschmeckende Fleisch (mit Ausnahme von Wagyu) war. Hier kam es natürlich mit einer anderen Würzung. Ich fand die Kombination hervorragend, würde der Taube nach französischer Küche aber den ersten Platz lassen :)

Miéral Taube; grüne Kichererbsen, Weinblätter

Der darauffolgende Gang - trockengereiftes Lamm - wurde in zwei Varianten serviert: einmal als Tartar und einmal gebraten. Mein Favorit war das gebratene Lamm; die Jus und der Chip dazu waren megalecker!

trockengereiftes Lamm; gillardeau Austern, Topinambur (Teil 1)
trockengereiftes Lamm; gillardeau Austern, Topinambur (Teil 2)

Die letzten Dessertgänge waren beide sehr gut gelungen. Ich bin vielleicht nicht die richtige Person für die Kombination von Milch und Honig, aber es hat mir sehr gut geschmeckt. Besonders gut gefallen hat mir die Kombination mit dem Eis und den Früchten.

vor dem Dessertgang; gestockte Kamelmilch, Honig

Der Höhepunkt war dann für mich wirklich der letzte Dessertgang. Die nachgebildete Aubergine mit dem Eis und der Geleering. Ich wusste bis dahin nicht, was ich unter einem Dessertgang mit Aubergine erwarten kann, und wurde dann sehr angenehm überrascht. Der Geschmack der Aubergine war gut wahrnehmbar und die Süße dezent. Obwohl ich kein Gelee-Fan bin, hat es für mich in der Kombination perfekt gepasst. Ein kleines Déjà Vu hatte ich mit der Nachbildung der Aubergine, da das Dae Mon am Monbijou Platz zur selben Zeit eine nachgebildete Ochsenherztomate im Menü hatte, die ebenfalls zu einem meiner favorisierten Gänge zählte.

Aubergine; Passionsfrucht, Yoghurt

Wie auch die Anzahl der Amuse Gueule kam auch das Petit Four sehr üppig daher. Alles war sehr lecker, teilweise sehr süß (wie erwartet), aber uns zum Schluss fast zu viel. Eine Portion davon haben wir mit nach Hause genommen.

Petit Four

Der Service im Prism war gut, professionell und ungezwungen, wie es in Berlin üblich ist. Durch den einen kleinen Raum war die Atmosphäre angenehm familiär. Es ist auf jeden Fall eine schöne Abwechslung zur deutsch-französisch-asiatischen Fusion Küche. Mir hat es gut gefallen und vielleicht werde ich wiederkommen, wenn ich das nächste Mal wieder in Berlin bin.