Aichhalder Mühle, Juli 2021, Mittlerer Schwarzwald

Aichhalder Mühle, Juli 2021, Mittlerer Schwarzwald

Aichhalder Mühle, Loch 19 zwischen Schramberg und Schiltach Richtung Aichhalden

Bei unserem diesjährigen Besuch im Schwarzwald haben wir es endlich geschafft, die Aichhalder Mühle aufzusuchen. Ich habe Kindheitserinnerungen an den Forellenteich und das Wirtshaus, das damals noch von der Elterngeneration geführt wurde. Inzwischen ist der Gastraum renoviert worden und die Terrasse ausgebaut, sodass man auch gut draußen sitzen kann. Da wir in der Serie "Mein Lokal, dein Lokal" das Restaurant gesehen hatten und die Speisen sehr gut aussahen, waren wir besonders neugierig wie das Restaurant unter der neuen Generation geführt wird.

Als Vorspeise hatten wir den kleinen Salatteller, die geräucherte Forelle und eine Flädlesuppe. Der kleine Salat war eine gute kleine Portion mit verschiedenen Sorten Salat. Das Dressing hat gut geschmeckt und die Vielfalt fand ich super. Die Portion ist für eine Vorspeise angemessen.

Die geräucherte Forelle war wirklich sehr gut. Man konnte den Rauch gut schmecken - das erwarte ich auf jeden Fall im Schwarzwald so! Die Anrichte war ansprechend appettitlich. Als Portion fand ich es für eine Vorspeise fast zu groß. Entweder muss man eine riesige Person sein oder man teilt es sich besser ;)

Die Flädlesuppe war gut gewürzt und Flädle dünn geschnitten. Wenn es das Wetter im Sommer zulässt, kann ich diese Vorspeise uneingeschränkt empfehlen!

Das Gericht, wegen dem ich eigentlich herkam, war natürlich die fangfrische Forelle Schwarzwälder Art. Da die Speisekarte aber so viele extrem gute Gerichte enthält und ich mich kaum entscheiden konnte, habe ich beim ersten Besuch zum Hirschgulasch gegriffen, da ich unbedingt die hausgemachten Kroketten essen wollte. Zur Forelle hätten die leider nicht so gut gepasst. Beim zweiten Besuch habe ich dann aber die Forelle bestellt, welche wirklich nicht frischer sein kann. Absolute Empfehlung von mir! Wenn man viel essen kann, kann man auch zusätzliche Beilagen bestellen. Alles ist frisch gemacht und schmeckt megalecker! Eigentlich kann ich alles empfehlen, aber vielleicht würde ich mich für Kroketten, Spätzle, Schupfnudeln in etwa dieser Reihenfolge entscheiden ;) Die Portionen sind aber wirklich typisch schwäbisch, also für den sehr großen Magen! Eventuell sieht es auf den Bildern kleiner aus, aber die Beilagen wurden alle extra gereicht. Es sieht also nach weniger aus, als es tatsächlich ist.

Forelle Schwarzwälder Art
Hirschgulasch
Rindermedaillons
Schweinefilet
Holzfällersteak

Alle Fleischgerichte waren handwerklich hervorragend gekocht. Das Schweinefilet war innen schön rosa - allgemein war am gesamten Essen nichts auszusetzen. Das Fleisch war weich und saftig. Mein Vater hätte sich zur Forelle etwas mehr Butter gewünscht, aber er hat auch nicht danach gefragt. Ich denke, das wäre kein Problem gewesen - mit den Soßen hatten sie auch nicht gegeizt.

Obwohl man eigentlich echt schon zu voll ist, wollten wir uns das Dessert nicht entgehen lassen. Beim ersten Besuch hatte ich das Panna Cotta mit Erdbeerschaum, was leicht und fruchtig schmeckte. Eigentlich wollte ich aber das Waldmoos probieren, welches leider aus war. Daher habe ich es bei meinem zweiten Besuch bestellt und fand es wunderbar ;) Die grüne Schicht war Kuchenteig Crumble mit Spinat eingefärbt und die Creme dazwischen war wahrscheinlich die gleiche wie beim Creme Brulée. Zumindest hat sie genauso geschmeckt. Obenauf war Granatapfel. Der hätte nach meinem Geschmack auch gerne noch dazwischen sein dürfen, dann wäre der Geschmack noch frischer und etwas saftiger. Ich war aber wirklich happy, endlich mal wieder ein neues Dessert auszuprobieren und kann dafür auch meine volle Empfehlung geben!

Panna Cotta mit Erdbeerschaum
Waldmoos
Creme Brulée

Als wir zum zweiten Mal - dann bei gutem Wetter - auf der Terrasse saßen, hatten wir als Starterdrinks Aperol und Hugo getrunken. Cocktails gibt es hier nicht, aber man kann eine kleine Auswahl von Longdrinks bestellen. Typischerweise gibt es für nach dem Essen eine größere Auswahl von Schnäpsen.

Über die Getränke kann ich nicht meckern, dafür über den Service umso mehr. Bei unserem ersten Besuch saßen wir im Innenraum (zu der Zeit war das in BaWü ohne Testung möglich - Juchu!) und ich dachte eigentlich bei jeder Bestellung, dass es ganz schön lange dauert. Ok, das Lokal war voll, es gab einen 8-monatigen Lockdown für die Gastronomie und ich denke immer, dass es auch einfach ein schlechter Tag gewesen sein kann (Personal krank etc.). Außerdem kam das Bestellte jedesmal, wenn ich mich gerade beschweren wollte, dass wir vergessen wurden, um die Ecke an unseren Tisch. Von daher dachte ich, dass es bei unserem nächsten Besuch sicher besser werden würde. Dennoch war ich irgendwie unzufrieden, da selbst beim Bezahlvorgang ein kleiner Lapsus passierte. Aus der Großstadt sind wir es gewohnt, die Trinkgelder auf der Kreditkarte buchen zu lassen. Am Gesicht der Servicekraft merkte ich, dass dies nicht unbedingt auf Beifall stieß. Da ich Bargeld zur Hand hatte, bot ich an, das Trinkgeld in bar zu zahlen. Als Antwort kam dann nur, dass er den Vorgang jetzt schon abgebrochen habe. Kein Danke, kein Nichts (ich hatte von 178 € auf 200 € aufgerundet).

Das nächste Mal saßen wir auf der Terrasse und es war wieder brechend voll. Selbst innen saßen ein paar Leute. Soweit ich es sehen konnte, war eine Servicekraft mehr am Start als beim letzten Mal. Der Service (alle männlich) war stets höflich und geschäftlich freundlich (lächelnde Augen gab es nur beim aufgerundeten Trinkgeld - 15 %). Soweit ok, wäre es möglich gewesen, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Wir hatten teilweise den Eindruck, dass beim Umhergehen extra auf den Boden oder an die Wand geschaut wurde, um nur bloß keine neue Bestellung annehmen zu müssen. Es war ein heißer Julitag und wir sind am Tisch fast verdurstet. Auf das Essen mussten wir auch sehr lange warten. Zuerst dachte ich noch, dass die Küche der Verursacher sei, und dass es vielleicht daran läge, dass sie die Essen nicht zügig herausbringen. Später haben wir aber gesehen, als auch die Gäste weniger wurden, dass einfach ein Mangel im Service da ist. Keine Schichtleitung, die irgendwie dirigiert und den Überblick behält, auf welchem Tisch die Gläser leer stehen. Es wurden planlos Tische abgeräumt (zu einer Uhrzeit wo klar war, dass dieser Tisch nicht doppelt besetzt wurde) und mit Tunnelblick an den besetzten Tischen vorbeigegangen, obwohl etliche Leute bestellen oder zahlen wollten. Es war zeitweise wirklich nicht möglich, mit dem Service in Kontakt zu treten. Hier sollte man unbedingt das Personal besser schulen, Abläufe anders koordinieren oder mehr Servicekräfte einstellen. Das letzte wird wohl am schwersten umzusetzen sein.

Trotzdem ist der Laden voll. Jeden Tag, außer montags (auch hier will man der Konkurrenz nicht die Kunden ausspannen und macht den Laden zu; wieso nur nicht an einem anderen Tag??) muss man auf jeden Fall reservieren, wenn man einen Tisch haben möchte. Ok, im Schwarzwald auf dem Land gibt es nicht viel Auswahl, aber verstehen kann ich das trotzdem nicht ganz. In Berlin hätten wir schon längst am Tresen angerufen und nach den bestellten Sachen gepöbelt:)

Zusammengefasst möchte ich sagen, dass das Essen wirklich einen Ausflug wert ist. Auch das Ambiente ist passend. Der Service aber ist ein Totalausfall. Nicht akzeptabel. Vielleicht kann man das Essen bestellen und einpacken lassen und sich dann ins Auto nach Hause setzen. Aber keine Ahnung, ob das die Temperatur hält - das Restaurant ist mitten im Wald und nicht gerade zentral gelegen. Und für aufgewärmtes Essen würde ich sicher nicht solch einen Aufwand betreiben. Einfach nur schade!