Dae Mon, Berlin

Dae Mon, Berlin

24. Juni 2021, Dae Mon

Gestern habe ich nach sehr langer Zeit endlich wieder einmal ein mehrgängiges Menü gegessen. Wir waren zu dritt an einem Tisch für vier Personen, was ich immer besonders gerne mag, weil man dann auf jeden Fall genug Platz hat :) Hier in Berlin bekommt man ja auch in gehobeneren Etablissements manchmal sehr kleine Tische, wo dann nicht einmal alle Speisen drauf Platz haben. Und wenn man neben einem Glas Wein oder Cocktail auch noch ein Glas Wasser neben sich stehen haben möchte, so kann das zu ungeahnten Schwierigkeiten führen. Beistelltische scheinen im Land Berlin auch eher unbekannt zu sein...

Die Wahl fiel also auf das Dae Mon am Monbijouplatz, welches fußläufig von der S-Bahn-Station Hackescher Markt zu erreichen ist. Geboten wird europäische Küche mit koreanischen und japanischen Einflüssen. Für meinen Geschmack haben sich also genau die richtigen Länderküchen zusammengefunden! Da nicht alle am Tisch vollständig geimpft waren und wir keine Lust auf Coronatests hatten, habe ich einen Außentisch reserviert. Der Außenbereich ist mit Pflanzen abgegrenzt und ein Teil davon hat unter der Markise Platz. Zum Glück für uns - denn es war Regen angesagt! Man kann also bei warmen Temperaturen sehr schön draußen sein Essen genießen. Die Tische unter der Markise haben drei Vorteile gegenüber den Tischen auf der angrenzenden freien Fläche: Sie sind größer, der Boden ist ebener (kein Gewackel oder leicht schief stehender Tisch) und man ist vor Regen geschützt :) Ich empfehle also unbedingt, diese Tische (nach Möglichkeit) bei der Reservierung anzugeben. Die Plätze im Inneren habe ich nur einmal erlebt. Da saßen wir zu viert in einer Nische gegenüber der Treppe zu den Toiletten. Das war jetzt nicht wirklich schlecht, aber irgendwie hat es sich eng angefühlt. Wenn es das Wetter hergibt, sitze ich auf jeden Fall lieber draußen.

Jetzt zum Essen :) Wir hatten alle das Menü genommen und eine (einzige) Weinbegleitung (diese kann zu jedem Gang dazu oder abbestellt werden - praktisch wenn man nicht standfest genug ist, um eine ganze Flasche Wein zu trinken :)). Dazu gab es eine Wasser-Flatrate und für mich verschiedene Cocktails.

Der Gruß aus der Küche bestand aus drei Teilen: Einem Cracker mit Olivencreme und Sesam on top, einer Krustentierbrühe mit Distelöl und einem Salatblatt mit Rind, Edamame u. a. (weiß ich nicht mehr :)) Jedes für sich schmeckte sehr gut und harmonierte miteinander. Dazu wurden Feuchttücher in Tablettenform gereicht, da das Amuse Gueule als Fingerfood gedacht war. In Asien Standard, hier ziemlich fancy und unbekannt. Uns wurde erklärt, dass die Tabletten in das Wasser zu legen seien und daraus das Feuchttuch werde (anscheinend haben schon Gäste versucht, die Dinger zu essen :)). Ihr kennt sicher diese Kinderhandtücher, die man in Formmotiven gepresst kaufen kann und dann im Wasser ihr normale Form bekommen. So ungefähr kann man sich das vorstellen.

Amuse Gueule

Der erste Gang kommt als Auster mit Limonensorbet. Mir schmecken Austern eigentlich sowieso immer, aber selbst einen Nicht-unbedingt-Fischliebhaber konnte der Gang überzeugen :) Die Deko konnte man übrigens auch essen (nicht die Steine!), was aber alles erklärt wurde.

Der nächste Gang kam in einer Holzkiste. Gebettet wurden die Zutaten auf Brotkrümeln, die neben der Creme für Crunch sorgten. Durch den Rettich habe ich diesen Gang als sehr erfrischend wahrgenommen.

Rettich mit Wachtelei, Kafir-Limette und Tofu

Danach wurden drei kleine Tortellini auf Schweinebauch in Dashi mit einem Chip aus Schweinebauch gebracht. Für mich nicht der interessanteste Gang, aber der Chip hatte zwei große Fans am Tisch.

Der nächste Gang war wieder Seafood. Auf einem Krupuk wurde Hummer mit Mango und Kaviar angerichtet. Wirklich eine interessante Kombination und sehr lecker! Allerdings hätte ich hier wirklich ein Feuchttuch gebraucht, andererseits hat man auch immer eine Zunge mit dabei :)

Vor dem Hauptgericht wurde ein Zwischengang eingeschoben: Ein Hotdog, in dessen Wurst Teile des Huhns verwertet wurden, die für den Hauptgang nicht gebraucht werden. Das Brötchen ist ein weiches Bao Bun (gedämpftes Brötchen), welches ich aus der chinesischen Küche kenne.

Der Hauptgang Huhn mit Mais und Artischocke war sehr gut. Es gab weiche und knusprige Elemente auf dem Teller. Insgesamt hätte die Portion als Hauptgang aber gerne etwas größer ausfallen dürfen.

Hauptgang: Huhn, Mais, Artischocke

Mein Favorit in diesem Menü (zu dem mich glücklicherweise der Service überredet hatte) war der optionale Käsegang. Normalerweise ist mir das zu viel und ich gehe ungern mit Magenschmerzen nach Hause :)

Der Epoisses (französischer Käse, der mindestens zur Hälfte aus Fett besteht) wurde hier mit den Früchten zu einer Creme geschlagen und gekühlt in einer Waffel gereicht. Diese Art des Käsegangs war komplett neu für mich. Es war megalecker, ein absolutes Highlight! Diesen Dessertgang sollte man sich für nur 6 € mehr bei diesem Menü auf keinen Fall entgehen lassen!

Der finale Gang (Dessert Nr. 2) bestand aus Biskuit, Cocoscreme, Wasabi und Himbeeren: frisch, gefriergetrocknet, als Sorbet und als Crumble. Für mich ein runder Abschluss und ebenfalls sehr lecker :) Hier habe ich auch den Sake aus der Weinbegleitung dazubestellt, nachdem ich von meinem Mann probiert hatte. Insgesamt war er mit der Weinbegleitung bei jedem Gang hochzufrieden.

Für mich war der Abend also sehr gut gelungen! Mir hat alles sehr gut geschmeckt. Ein bis zwei Gänge sind bei so einem großen Menü eigentlich immer etwas schwächer (kann ja nicht alles gleich super sein :)), aber das liegt m. E. dann an den persönlichen Vorlieben.  

Im Internet sind einige Kritiken zu finden, dass Leute nicht satt wurden (bei knappen 100 € auf jeden Fall ärgerlich). Für mich war die Menge ok, d. h. ich war satt und nicht zu voll. Es gab aber auch noch Platz im Magen für ein paar Snacks (Edamame und Kimchi je 4 €) zu den Getränken nach dem Essen. Man sollte hier nicht Bauarbeiterportionen (wie beispielsweise oft beim Griechen) erwarten. Von drei Personen waren zwei (nicht größer als 170 cm) mit der Menge zufrieden. Es bietet sich also auf jeden Fall an, mittags etwas zu essen.

Vielleicht gibt es aber auch zukünftig Brot oder Ähnliches zum Menü, welches nach Bedarf nachbestellt werden kann. Kennt man zumindest so von anderen gehobenen Restaurants und wäre bei der großen Anzahl an Unmutsbekundungen über zu geringe Sättigung vielleicht für die Restaurantbetreiber auch mal ein Gedanke wert?!

Der Service an diesem Abend (und auch bei vorherigen Besuchen) war einwandfrei. Laut der Philosophie des Hauses wird der Gast geduzt und auf lockere Art das Essen erklärt. Also typisch für Berlin. Fühlt man sich damit nicht wohl, sind die Servicekräfte aber kompetent genug, sich auch etwas förmlicher zu geben. Es war auf jeden Fall sichtbar, dass das Serviceteam sich kannte (es soll nur einen Personalwechsel aufgrund der monatelangen Zwangspause gegeben haben) und trotz erster Woche auch nach der langen Pause noch gut funktionierte.

Die Cocktailauswahl auf der Karte ist leider etwas geschrumpft. Für mich ist eine kleine Auswahl besonderer Cocktails immer einen Pluspunkt wert. Vor der langen Pause gab es hier zwei oder drei kreative Drinks, die man nicht überall bekommen konnte (falls ich mich richtig erinnere). Ich hoffe, sie kommen wieder zurück! :) Ansonsten sind die Cocktails aber absolut in Ordnung und schmecken sehr gut. Ich denke nur, dass die Ambitionen des Teams eigentlich auch etwas mehr in diesem Bereich hergeben sollten (Hauptaugenmerk bleibt natürlich das Menü).

Noch ein kleiner Kritikpunkt am Rande: die Drinks werden ohne Untersetzer serviert. Ich verstehe einfach nicht, dass bei so schön angerichteten Speisen Kondenswasserflecken über den ganzen Tisch verteilt anscheinend kein Problem sind. Als ich einmal im erweiterten Außenbereich saß und der Tisch minimal schief stand (Kopfsteinpflaster!), lief mir den ganzen Abend das Kondeswasser auf den Schoß. Das fand ich richtig doof. Unter der Markise passiert das nicht, aber ästhetisch ist das auch nicht.

Insgesamt waren wir jedoch alle drei sehr zufrieden und wirklich happy, wieder kreative Gastronomie erleben zu dürfen. Die Rechnung betrug 530 € - nicht billig, aber angemessen. Zu der Rechnung wurden Macarons, gesalzene Karamellbutter und irgendwas mit Früchten serviert. Die Butter hat mich an die Karamellbutter im Golvet erinnert. Alles hat wunderbar geschmeckt :D

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