Pantry, Berlin, Mai 2022
Pantry, Friedrichstraße 120, Berlin Mitte
Nach langer Schreibpause komme ich endlich wieder dazu ein Review zu machen :) Anlass des Essens war ein Treffen mit ehemaligen Kollegen, die ich längere Zeit nicht gesehen hatte. Wir waren eine Gruppe von fünf Personen und wurden hinten links in der Ecke platziert.
Das Pantry hatten wir schon lange vor den Corona-Beschränkungen besucht und auch während der Lockdownpausen. Das Essen und der Service hat uns jedes Mal begeistert, weshalb man Ecken und Kanten wohl oft schnell "vergessen" hat.
Zu Beginn wird Brot mit Butter (dieses Mal Erdnussbutter) gebracht. Das Brot ist von der Konsistenz italienischem Weißbrot ähnlich, hier leicht pikant mit Kräutern gewürzt. Sollte man auf jeden Fall probieren!
Ich hatte mich für die Tapas und den Quinoa-Salat mit Sashimi entschieden. Eine Variation von verschiedenen kleinen Portionen lockt mich fast immer, vor allem wenn Seafood dabei ist. Hier bestand die Vorspeise aus Lachssashimi, Tofuspießen mit Yakitori Sauce, Oktopus, Pork Belly, Mangosalat und einer Auster. Ich mag es zwar lieber, wenn ich den Soßenanteil selbst bestimmen kann und diese extra gereicht werden, jedoch hat alles gut gepasst und ich sehe auch den unverhältnismäßigen Aufwand, den dies bei einer Tapas-Platte bedeutet hätte. Neben westlichem Besteck werden zudem Chopsticks angeboten.
Der Quinoa-Salat war ebenfalls sehr gut. Die Konsistenz des Quinoa war perfekt und das Sashimi und die Garnelen gut. Ich hatte mir lediglich die Vielfalt des Sashimi größer vorgestellt.
Eigentlich wollte ich als Vorspeise die Austern bestellen, war mir dann aber nicht sicher, ob mir die Qualität zu dem Preis von 48 €/Dutzend zusagt. Als ich die Auster auf der Tapas-Platte gegessen hatte, habe ich spontan ein halbes Dutzend nachbestellt, die wir uns geteilt haben. Gereicht werden sie sehr ansprechend in einer Schale auf Eis und einfach nur mit Zitrone. Für mich perfekt; andere vermissen eventuell die Dips dazu. Kleiner Minuspunkt: die Austern waren nicht gut gelöst - hätte ich bei dem Preis erwartet.
An dem Abend wurden außerdem Shoyu-Ramen, ein vegetarisches Gericht, ein Bison-Burger und Rinderfilet bestellt. Alle waren mit der Qualität der Gerichte sehr zufrieden. Beim Rinderfilet wurde nach dem gewünschten Gargrad gefragt, beim Burger meiner Erinnerung nach nicht. Auf kleine Änderungen (Weglassen einer Komponente) wurde Rücksicht genommen.
Die Cocktails im Pantry sind immer eine solide Wahl. Neben den Classics gibt es eine gute Auswahl an sehr guten Cocktails. Wir saßen hier schon öfter nach dem Essen bis zum Ladenschluss und haben das Getränkeangebot genossen.
Dieses Mal hatte ich den Basil Smash und einen Whisky Sour. Der erste Cocktail ist oft eine gute Wahl bei heißem Wetter durch seine Säure und Frische. Ich hatte ihn zwar weniger sauer in Erinnerung, was ich aber darauf zurückführe, dass ich früher einen stabileren Magen hatte :) Der Whisky Sour wird mit Eiweiß angeboten, was ich sehr schätze und leider nicht in allen Läden in Berlin Standard ist.
Der Service ist normalerweise sehr professionell, aufmerksam, freundlich und typisch für Berlin - sehr locker. Dieses Mal hatten wir m. E. nach eine neue Servicekraft, die jedoch sehr gut beraten konnte und offensichtlich ausgebildet war. Die Schwierigkeiten und Engpässe des Servicepersonals in der Gastronomie waren hier nicht spürbar. Es wurde sehr darauf geachtet, die Teller nicht zu früh abzuräumen und leere Gläser blieben nie unbemerkt. Unterm Strich würde ich dem Service auf der Fläche eine glatte Eins geben.
Nun leider zu den negativen Punkten bezüglich des Abends im Pantry... Reserviert hatte ich Plätze auf der Terrasse über die Open Table App über eine Woche im Voraus. Unser Wunsch war eine längere Verweildauer. Wie in Berlin Mitte oft üblich, haben die Läden eine Doppelbesetzungspolitik, d. h. die Standardzeit für einen Tisch beträgt 90 Minuten, ab vier oder mehr Personen + 30 Minuten. Natürlich hatte ich diesbezüglich eine Anfrage mitgesendet mit der ausdrücklichen Bitte, mir frühzeitig eine Nachricht zukommen zu lassen, falls der Tisch nur den halben Abend verfügbar sein sollte. Es war Freitag Abend und erfahrungsgemäß muss man sich zeitig um Reservierungen kümmern. Das war schon vor den C-Maßnahmen schwierig, inzwischen hat sich das Ganze aber nochmals verschärft.
Wie gewohnt bekam ich die Zusage für meine Reservierung in Echtzeit über Open Table. Ebenso, wie gewohnt, wurde ich am Nachmittag vor dem reservierten Abend angerufen, um die Reservierung nochmals zu bestätigen. Bei diesem Telefonat (ca. 2 1/2 h vor der Reservierung) wurde mir mitgeteilt, dass die Terrasse aufgrund der Sturmwarnung leider geschlossen bleibe und Zahlungen nur in Bar oder mit EC-Karte gemacht werden können. Zudem könne der Tisch nur für zwei Stunden garantiert werden. Die Zahlungsmodalitäten hatte ich wohl vergessen, zumindest habe ich mich erst in diesem Moment daran erinnert. Ganz ehrlich kann ich das nicht verstehen, wie man in Berlin Mitte keine Kreditkarten nehmen kann. EC-Karten haben nur deutsche Gäste und Cash ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Zumal die Preise hoch sind und man ungern mit 200 € und mehr in der Tasche rumläuft (Taschendiebe!!). Laut EU-VO sind Zusatzentgelte für Kartenzahlung verboten (mit wenigen Ausnahmen, u. a. Amex) - vielen Dank an die Politik dafür!! Dennoch bin ich der Meinung, dass bei diesen Preisen Kreditkartenzahlung mit einkalkuliert werden könnte (mein Mann und ich haben ohne Trinkgeld eine Rechnung von 175 € für einen halben Abend gehabt - für die Getränke sind wir weitergezogen).
Die Verweildauer so kurzfristig trotz frühzeitiger Anfrage nicht länger als die Standardzeit zu gewähren fand ich unterirdisch. Da erwarte ich von einem Restaurant dieser Preisklasse eine professionellere Arbeit. Entweder kann man früher Bescheid geben (wie von mir erbeten) oder man sagt anderen Tischen, die nicht eindeutig angefragt haben, ab. Jedenfalls empfand ich das als sehr unangemessen und respektlos dem Gast gegenüber. Wären wir nicht Stammgäste in einem anderen Laden, so hätten wir mit unserem Treffen wirklich im Regen gestanden. Finde kurzfristig Freitag Abend mal eine Bar in Berlin >_< Auch um das Pantry herum gibt es wenig Läden. Glücklicherweise ist unsere Stammbar unter einer halben Stunde Wegezeit erreichbar.
Als wir beim Essen saßen hatte ich im Hinterkopf die Frage, ob sich das Restaurant für ein Treffen mit Verwandten nächsten Monat eignen würde. Anforderungen wären gewesen: Plätze auf der Terrasse, vegetarisch, glutenfrei und das Mitbringen eines Hundes. Nachdem ich gesehen hatte, dass Gäste einen Hund im Innenraum dabei hatten, habe ich mich wegen glutenfreiem Essen erkundigt und wollte gerne reservieren. Darauf erhielt ich die Antwort, dass Reservierungen nur per Mail angenommen würden. Auf meine Mailanfrage habe ich dann lediglich die Antwort bekommen, dass sie keine so großen Gruppen auf der Terrasse annehmen. Ich kam mir etwas verschaukelt vor, da ich nicht das erste Mal dort war und durchaus schon mittelgroße Gruppen auf der Terrasse gesehen hatte. Zudem hätte der Mitarbeiter mich bereits im Laden darauf hinweisen können, dass Gruppenreservierungen auf der Terrasse eher schwierig sind.
Zusammenfassend kann ich das Restaurant also nur bedingt empfehlen. Wer ein gutes Essen in gehobenem Ambiente mit überwiegend gutem Service schätzt, der sollte vielleicht einmal hier vorbeischauen. Die Konkurrenz in Berlin schläft jedoch trotz Lockdowns nach wie vor nicht!