Trèsind Studio, August 2022, Dubai
Trèsind Studio, East Wing Rooftop, Nakheel Mall, The Palm Jumeirah - Dubai
Letzte Woche sind wir anlässlich unseres Hochzeitstags sehr schick essen gegangen. Mein Mann hatte das Trèsind Studio, das einzige indische Sternerestaurant in Dubai, ausgesucht. Da sich unsere Kenntnisse der indischen Küche so ungefähr auf auf Butterchicken und Pakora beschränken, waren wir sehr gespannt, wie sich die Küche im gehobenen Segment präsentieren wird. Wie so oft üblich, wird vorab bei der Reservierung ein Teilbetrag per Kreditkarte gezahlt. Der Zugang zum Restaurant erfolgt über die Nakheel Mall auf der Palmeninsel Palm Jumeirah. Die Malls in Dubai sind riesig und wenn man zum ersten Mal hingeht, empfiehlt es sich etwas mehr Zeit einzuplanen. Die Orte, wo man aus dem Taxi einsteigen oder aussteigen kann, sind straff durchorganisiert, damit es kein größeres Chaos gibt. Wir sind dann am Westflügel abgesetzt worden. Dank der übersichtlichen Schilder haben wir es aber problemlos zum Rooftop des Ostflügels geschafft.
Ist man dann endlich drinnen und kann die AC genießen, geht man zuerst durch einen Vorraum, in dem neben Sitzgruppen Bilder stehen.
Im Restaurant angekommen wurden wir sofort begrüßt und zu einer Sitzecke neben der Bar geführt. Hier wurden die Details (Unverträglichkeiten, vegetarisch, Pairing, etc.) geklärt und uns die Cocktailkarte überreicht.
Wenn ich den Kellner richtig verstanden habe, so sind die Mandalas, welche den Anteil der Geschmacksrichtungen darstellen, vom selben Künstler, dessen Bilder im Vorraum stehen. Mir hat die Karte sehr gut gefallen! Die Cocktails waren auch wunderbar. Für mich bisher gleichwertig mit den Cocktails im Izakaya in München, die bisher meine Favoriten sind. Auch die Untersetzer für die Cocktailgläser waren perfekt. Massiv aus Stein und Holz gefertigt, dadurch kleben sie nicht am Glasboden, wenn sich das Kondenswasser gebildet hat. Während wir die Cocktails getrunken haben, wurde plötzlich das Licht gedimmt und auf jeden Tisch eine kleine Lampe gestellt. Später wurde dann klar, dass es die Zeremonie für den finalen Gang des 17-Gänge-Menüs war, welche für jeden Tisch durchgeführt wurde. Nachdem das erste Seating (18:00) beendet war und die Tische für das zweite Seating (21:00) hergerichtet waren, wurden wir an unseren Tisch geführt.
Da wir uns für das Pairing entschieden hatten, begann es auch gleich mit dem Laurent-Perrier la Cuvee. Mein Cocktail war zwar köstlich, aber auch schon mit einiger Säure, daher war das gleich die erste Belastungsprobe für meinen Magen. Ich hatte auch den Tag nichts gegessen und nüchtern haut das dann nochmal heftiger rein. Als dann der Champagner großzügig nachgeschenkt wurde, bekam ich es mit der Angst. Das Essen würde ja auch nicht gerade supermild ausfallen. Wir hatten zwar gesagt, dass nach Möglichkeit keine Chilies und allgemein wenig Schärfe verwendet werden sollte, aber bei indischem Essen geht das eben nur bedingt. Mein Alptraum wäre gewesen, eine Stunde die Toilette zu blockieren (es gab tatsächlich nur eine pro Geschlecht - hier in Dubai existiert woke nicht :)) und letztendlich den Abend abbrechen zu müssen. Ich folgte also dem Rat meines Mannes ("jetzt musst du das pinke Zeug <Pepto Bismol> ballern!") und hoffte, dass mein Magen durchhält - hat zum Glück geklappt :)
Das Synergy Pairing besteht aus zehn Getränken. Jedes Getränk hat hervorragend zu den jeweiligen Gericht gepasst. Ich war zuerst sehr skeptisch, da ich bisher Pairings aufgrund der Masse von Alkohol gerne mal aus dem Weg gehe, aber glücklicherweise habe ich die Karte nicht aufmerksam genug gelesen. Ich dachte, dass es ein Glas Champagner, ein bißchen Wein und Cocktail gebe und der Rest Tee, Kefir und Saft sei. Es war auch überwiegend nicht hochalkoholisch. Ich war trotz eines Cocktails und zehn weiteren Getränken am Schluss nicht betrunken. Es war genau soviel Alkohol im Glas, damit es den besonderen Geschmack verstärkt. Zum Start gab es gleich ein Showelement mit Rauch, welches am Tisch eingegossen wurde. Ich bin normalerweise kein Fan von Mango Lassi, aber dieses war besonders. Ich war fasziniert davon :)
Das dann folgende Menü war ein wahres Feuerwerk, sowohl optisch wie auch geschmacklich! Es kommt alles sehr zügig an den Tisch - für die 17 Gänge sind ungefähr 3 Stunden eingeplant; eine Pause kann man ansagen. Pro Gang bleiben also etwa 10 Minuten. Es kam mir aber dabei nie hektisch vor. Neben der Erklärung der Gänge gab es auch eine Essensanleitung, ob im Ganzen oder in welcher Reihenfolge der Verzehr gedacht ist.
Es war für mich die bisher beste Dinnererfahrung. Das Menü war fantastisch. Ich habe jeden Gang und die teilweise bekannten Gerichte in neuer Komposition und auf hohem Niveau sehr genossen. Durch die vielen verschiedenen Gewürze war die Vielfalt der Aromen beeindruckend. Die Anrichte war perfekt und auf dem schönen Geschirr wunderbar anzusehen. Es war für mich auch die absolute Grenze von der Menge des Essens. Vor dem letzten Hauptgericht dachte ich noch, ich kann gleich keinen Bissen mehr essen. Von dem Sour Dough Bun ging daher auch nur die obere Hälfte in mich rein. Zum Glück gingen die Desserts dann aber in den Extramagen und diese waren auch sehr leicht (einen Schoko-Lava-Cake hätte ich nicht mehr probieren können :)) Auch das Pairing zum Menü war das für mich bisher beeindruckendste. Z. B. wurde beim 6. Getränk (Tomato Jasmine Water) zuerst das Getränk gebracht und nachdem man ein paar Schlucke probiert hatte, wurden mit einer Pipette ein paar Tropfen Mezcal hinzugefügt. Es war danach durch den Rauchgeschmack und Alkohol ein völlig anderes Getränk und megalecker. Eine beeindruckende Demonstration, wie man mit geringen Mengen einer Zutat den Geschmack verändern und beeinflussen kann. Auf der Homepage habe ich gesehen, dass dieses Restaurant neben zwei Hauben (Gault Millau) einen Michelin-Stern bekommen hat. Allein vom Menü und Service verstehe ich es nicht ganz, wenn ich ans Facil am Potsdamer Platz denke (zwei Sterne). Vielleicht ist das Ambiente stark mitbewertet worden, was die Experience ja nicht unwesentlich beeinflusst. So findet man sich beim Facil in einer grünen Oase mit Bambus, fließendem Wasser und natürlichem Oberlicht wieder, im Trèsind ist es einfach ein mittelkleiner Raum (5 Tische, maximal 20 Gäste), welcher an der linken Wand einen langen Vorhang hat (dieser hat mich ein wenig an den Setzkasten in Düsseldorf erinnert), dazwischen sieht man auf die offene Küche und rechts an der Wand ist ein Gewürzregal angebracht. Da sieht man in anderen Restaurants auf diesem Niveau natürlich manchmal mehr - mich hat es hier aber nicht gestört. Ich fand es toll, den Köchen bei der Arbeit zuzusehen. Hier wurden sehr viele Blüten filigran mit Pinzetten angebracht und die 17 Gänge waren Unterhaltung genug. Einen schönen Blick aus dem Fenster habe ich also nicht unbedingt vermisst, aber besser geht natürlich immer :)
Der Service war en pointe und die Details außergewöhnlich. So wurde z. B. schnell die weiße Serviette gegen eine schwarze ausgetauscht, als sie bemerkten, dass mein Mann ganz in schwarz gekleidet kam. Für die Handtasche wurde mir ein extra Höckerchen an den Tisch gestellt. Serviert wurde sehr akkurat, teilweise sogar zu dritt. Die Pause konnte, am Anfang des Gangs angesagt, direkt vor dem nächsten Gang eingelegt werden - tolles Zeitmanagement des Küchenteams (es wird alles à la minute angerichtet). Nach dem Toilettenbesuch wurden frische Servietten an den Platz gelegt. Die Toilette wurde nach jedem Besuch gecheckt und auch das Waschbecken trockengewischt. Ich meinte zuerst noch zu meinem Mann, dass sie die Farbe (alles in schwarz)) wirklich schlecht gewählt hatten - man sieht dadurch jeden Wasserspritzer nach der Benutzung des Waschbeckens. Unser Hauptkellner war sehr nett und hat eine Freundin in Berlin. Man kam auch kurz ins Gespräch, nachdem wir erzählt hatten, dass wir in Berlin gewohnt hatten. Es war alles in allem für uns ein perfekter Abend. Das Menü hat alle Erwartungen erfüllt oder übertroffen und meine Ängste bezüglich zu vieler Gewürze wurden nicht bestätigt. Ich habe alles sehr gut vertragen. Sehr beeindruckt hat mich das besondere Augenmerk auf die vielen Details im Service. Dies hat natürlich seinen Preis - wir haben ohne Trinkgeld 2300 AED bezahlt (derzeit waren es ca. 630 EUR). Nach dem Bezahlvorgang wurden uns vom Koch personalisierte Menükarten und ein Zuckerstein überreicht, welchen man über Desserts oder Kaffee raspeln kann. Ich finde es immer toll, wenn man eine Erinnerung an den Abend mit nach Hause nehmen kann - bisher erst einmal erlebt im einsunternull in Berlin. Obwohl es teuer ist, war es den Abend zu unserem Hochzeitstag auf jeden Fall wert. Ich werde sicher wiederkommen!